Es ist ein besonderes Haus im Erfurter Norden. Denn diese Adresse bedeutet für seine Bewohner eine Zäsur im Leben. Auch in Erfurt hat die Zahl der zwangsgeräumten Menschen zugenommen. In unser Haus werden überwiegend Alleinerziehende mit Kindern und junge Familien eingewiesen. Damit haben sie zwar die eigenen vier Wände verloren und sind ohne Mietvertrag, aber sie sind nicht obdachlos. Dennoch ist für die meisten nichts mehr so, wie es mal war.
WAS MACHEN WIR?
Wir helfen, zur Ruhe zu kommen. Die Dinge im Inneren und Äußeren wieder zu ordnen. Wo Wohnungsknappheit herrscht, kann der Weg zur Kündigung sehr kurz sein. Doch meistens wird das unterschätzt. Scham, Unwissen, Krankheit, versäumte Termine und verdrängte Probleme – das alles sind Begleiter in den Wohnungsverlust.
IST UMKEHR MÖGLICH?
Den meisten gelingt das, auch wenn jeder dafür seine eigene Zeit braucht. Zu unseren Grundsätzen gehört, dass die Zeit im Übergangswohnhaus zur Neuorientierung genutzt wird. Also nicht Rückzug sondern Rückbesinnung auf die eigenen Kräfte, Wünsche, Pflichten und Möglichkeiten.
UNSERE ERFAHRUNG
Boden unter den Füßen bekommt man mit kleinen Schritten. Wenn die Post erst mal geöffnet, Anträge gestellt und Liegengebliebenes endlich aufgearbeitet ist, kommt meist noch mehr in Fluss. Wie kriege ich die Schulden in den Griff? Beginne ich eine Therapie? Kann ich beruflich neu durchstarten? Was muss passieren, damit ich nicht wieder ein Wohnungsnotfall werde? Das sind so typische Fragen, bei denen wir begleiten und unterstützen.
UND AUSSERDEM
… organisieren wir für Kinder auf Wunsch Nachhilfe und Spielstunden. Einmal in der Woche gibt es "Kaffeeklatsch" und einmal monatlich eine thematische Veranstaltung. Fachleute beantworten dann häufig gestellte Fragen, die vom Unterhaltsvorschuss bis zu Auskünften rund um das ALG II reichen.
WIE LANGE DAUERT DAS ÜBERGANGSWOHNEN?
Die einen schaffen es in ein paar Wochen, andere brauchen ein Jahr und länger. Erfreulicherweise gibt es aber auch Vermieter, die wohnungslosen Menschen eine zweite Chance geben. In den letzten zwei Jahren konnten sich 25 Familien über den Rückzug in regulären Wohnraum freuen. Und wir freuen uns, wenn unsere ehemaligen Bewohner*innen auch weiterhin den Weg zu uns finden, damit neue Fragen gar nicht erst zu einem Riesenproblem werden.